Ältere Werktätige länger in Arbeit.

Die Folgen der modifizierten sozialen Repression, der gesellschaftspolitisch erwünschten Sozialkürzung und Anpassung.

Deutschland zählt zu den Ländern mit den höchsten Zuwächsen bei der Lebensarbeitszeit.

Von den 55- bis 59- Jährigen, die 1996 beschäftigt waren, arbeiteten 2001 bereits 61 Prozent nicht mehr. 2008 lag die “Rückzugsrate“ jedoch nur noch bei 45 Prozent. Viele Ältere blieben also länger in Arbeit. Besonders bei Frauen und in Ostdeutschland hat sich “der Austritt aus dem Erwerbsleben verlangsamt“, so die IAQ-Forscher Martin Brussig und Sarah Mümken.

Mit einem Rückgang der Altersrückzugsrate um mehr als ein Viertel liegen Schweden, die Niederlande und Deutschland an der Spitze. Auch in den meisten anderen Ländern ziehen sich immer weniger Werktätige zwischen ihrem 60. und 65. Lebensjahr aus dem Erwerbsleben zurück. Frühere Austritte aus dem Arbeitsleben sind lediglich in fünf Ländern zu beobachten. Darunter Dänemark, wo das Rentenalter im Jahr 2004 von 67 auf 65 Jahre gesenkt wurde.

Im Jahr 2008 waren in Ungarn rund 30 Prozent der 55- bis 64- Jährigen berufstätig, während diese Berufstätigkeitsquote in Deutschland bei 53 Prozent lag. Für ganz Europa gilt: Am niedrigsten sind die Erwerbsquoten älterer Frauen und geringer Qualifizierter. Letztere haben oft mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und schlechte Chancen am Arbeitskräftemarkt ihre Arbeitskraft zu verkaufen.

Von den 55- bis 59-jährigen Werktätigen in Deutschland arbeiteten im Jahr 1996 noch 3,36 Millionen und im Jahr 2001 waren es noch 1,31 Millionen, – eine Minderungsrate um 60,9 Prozent. Im Jahr 2003 arbeiteten von den 55- bis 59-jährigen Werktätigen 2,82 Millionen, 2008 waren es 1,55 Millionen, – eine Rate von 44,9 Prozent. (Vgl.)

Im Jahr 2008 betrugen die Rückzugsraten der 55- bis 64-Jährigen aus der Erwerbstätigkeit in Europa: Deutschland 44,9 %, Frankreich 70,5 %, Großbritannien 36,8 %, Niederlande 43,5 %, Italien 49,1 %, Schweden 25,2 %.

Von allen 55- bis 64-Jährigen waren 2008 erwerbstätig [- dabei wurde eine Tätigkeit ab einer Stunde pro Woche berücksichtigt *]: Deutschland 53,0 %, Frankreich 38,5 %, Großbritannien 57,8 %, Niederlande 53,0 %, Italien 34,4 %, Schweden 70,1 %. * [Anm.: Frage an die bürgerliche Wissenschaft: Wie sieht deren Beschäftigungslage in einer sozial und finanziell auskömmlichen und menschenwürdigen Vollzeitarbeit aus ?]

(Vgl.) [1]

* Anmerkung: Die Berücksichtigung von “Tätigkeiten ab einer Stunde pro Woche“ – im Alter ab 55-Jahren – dient zugleich in der öffentlichen Auseinandersetzung mit den Unternehmerverbänden und deren Lobby-Regierungen und staatlichen (Statistik-) Behörden zur Verschleierung und Unterschlagung der tatsächlichen prekär-sozialen Beschäftigungslage bei den älteren Frauen und Männern – auf dem Arbeitskräfte- und realen Lohndrückermarkt: – der “Minijobs“, Teilzeitarbeit, Zeitarbeit und Leiharbeit etc.

Vgl.: [1] Hans-Böckler-Stiftung 2012. Böckler Impuls 03/2012, 15. Februar 2012.

Ältere Beschäftigte: Europäer länger in Arbeit. Immer älter in die Rente.*

Quelle: Martin Brussig, Sarah Mümken: Alterserwerbsbeteiligung in Europa – Deutschland im internationalen Vergleich, Altersübergangsreport 1/2012. *

http://www.boeckler.de/impuls_2012_03_gesamt.pdf

22.02.2012, Reinhold Schramm

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